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Themenblätter zu unverdient.de
Wir glauben nicht daran, dass es einen Club von mächtigen Männern gibt, die an den Schalthebeln der Macht sitzen, uns beherrschen und unsere Gehirne vernebeln. Es dürfte schlimmer sein: Es gibt keine Schalthebel und niemand, der wirklich die Macht hat. Vielmehr folgen wir, jeder für sich und mehr oder weniger einflussreich einer mächtigen Logik, die unsere Welt beherrscht, weil sie dermaßen selbstverständlich, alternativlos und wirkungsvoll ist, dass sie uns als natürlich, vernünftig, auf die anthropologischen Merkmale des Menschen so genau zugeschnitten erscheint, dass sie nicht mehr bewiesen, diskutiert und gerechtfertigt werden muss.
Sie braucht keine Propagandaminister, Denkverbote und gesellschaftlichen Rituale. Alle möchten freiwillig dabei sein, mitmachen, dazu gehören. Allein in Deutschland bewarben sich gerade 11637 junge Frauen für "Germany's Next Top Model- by Heidi Klum" und keine Talkshow, kein Guinnessrekord, kein Casting kann so blöde sein, dass die BewerberInnen nicht Schlange stünden. Werbung, "Privat"- Fernsehen, Bild- "Zeitung" - die geballte Unterhaltungsindustrie arbeitet daran, dass wir uns wohlfühlen, keine Fragen stellen und nichts verstehen. Aber sie wissen selber nicht, was sie tun; denn jeder verfolgt nur seine eigenen Ziele, ganz rational, völlig selbstverständlich, unaufgefordert.
Und auch wir stehen nicht darüber, auch wir müssen uns immer mal wieder gegenseitig mißtrauisch in die Arme kneifen: Kann es wirklich sein, dass ein ganzes System, dieser ganze komplexe Zusammenhang von Normalität, von absolut präsenter Alltäglichkeit mit der milliardenfachen Anstrengung der Menschen einfach Wahnsinn ist?
Vielleicht sind wir selber (größen)wahnsinnig, daran zu rütteln- aber bei allem Erfolg, Glanz, Kult: Immer mehr Menschen haben Angst , fühlen sich ausgeliefert, werden krank- und sagen: irgendwie kann das so nicht weitergehen! Es folgt zwar nichts daraus- aber zeigt doch, dass irgend etwas brüchig geworden, die gute Stimmung eingetrübt ist.
Mit diesen Themenblättern wollen wir versuchen, dieses Unbehagen bei uns und mit allen, die Lust dazu haben (?) auf den Begriff zu bringen.
Jede/r ist dazu eingeladen, eigene Themen zu finden und zu bearbeiten. Unsere Idee ist, jedes Thema auf einer Wikiseite zu behandeln, um es leicht lesbar zu halten, später vielleicht auch als Buch. Die Themen, mit denen wir hier anfangen, wirken zufällig- sind sie auch, weil es die sind, die gerade jemand beschäftigen oder in den Sinn kommen . So sollte es sein!
Die schwierige Aufgabe ist dabei, das Formprinzip vom Inhalt zu unterscheiden. Die Form ist die seit ca. 1620 gesellschaftlich bestimmende Geldlogik, in der wir gewohnt sind, beliebige Inhalte zu denken, zu fühlen und zu praktizieren. Sie wirkt wie ein Muster oder eine Brille, die uns die Sicht vorgibt.
Die Themenblätter sollen dazu beitragen, diese Brille zu beschreiben, bzw. spielerisch- exemplarisch mal abnehmen zu können, um die Geld- (Verdient-) Logik in ihrer Allmacht zu enttarnen, sie spielerisch zu delegitimieren. Denn diese lebt von der Ernsthaftigkeit und Alternativlosigkeit, mit der die meisten Menschen sie im Denken, Fühlen, Handeln übernehmen, ihr Leben von ihr bestimmen lassen. Wir wollen sie dagegen aus unserem Leben so weit wie möglich hinauswerfen, Geld nicht einfach gelten lassen, dem schönen unbeliebten Prinzip des unverdient Ehre und Anerkennung verschaffen.
Uli
erste Beispiele:
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