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Themenblatt - Unverdient und Gib+Nimm

Heidemarie Schwermer (hier geht's zu Heidemarie's Webseite) entwickelt ihr Modell für Menschen, die von der gesellschaftlichen Integration ausgeschlossen sind, weil sie vom Geld abgeschnitten sind.

Um ihnen überhaupt erst Spielraum/ Handlungfähigkeit zu ermöglichen, also gesellschaftliche Integration, die NICHT auf Geld basiert, praktiziert sie ein Gib+Nimm- Basisprogramm. Es nutzt noch die alte Tauschlogik, geht nicht über das Äquivalenzprinzip hinaus, sondern setzt bewußt an der einen Seite dieser Logik an: bei den Menschen, die bei dieser Logik herausfallen, weil sie teilweise objektiv, jedenfalls aber subjektiv nichts mehr zu tauschen haben, also die Geben- Seite der Logik nicht mehr bedienen können. Es ist also ein Programm zur Herstellung der gesellschaftlichen Satisfaktionsfähigkeit von Ausgeschlossenen. Insofern verläßt es nicht die herrschende Logik.

Das emanzipatorische Neue und gesellschaftlich Verallgemeinerbare daran ist aber, dass die gesellschaftliche Ausgrenzung, das Urteil, das die Geldlogik über die Geldlosen verhängt, nicht angenommen wird und die materielle Basis und die psychische Kompetenz der Betroffenen gestärkt wird. Dazu werden eigene Gebefähigkeiten entdeckt, aufgewertet und eingeübt, um die subjektive Misere, die psychische Selbstabwertung aufzufangen und in Selbstbewußtsein und Selbstwertgefühl umzuwandeln.

Problem: Intim-Struktur des in seinem Funktionszusammenhang noch nicht der Verwertung unterworfenen weiblicher/familialen Reproduktionsbereichs wird zum gesellschaftlichen Gegen- Modell, die Anonymität der Geldlogik ersetzt durch die kapitalistisch ausgeklammerte (Nischen-) Logik der Familie oder Wahlverwandtschaft: Exklusiv- Modell Freundschaft, Liebe, unmittelbare Kommunikation mit entsprechenden Kompetenzen (Offenheit, Zuwendung, Empathie, Abgrenzung) soll im Gültigkeitsbereich ausgeweitet- allerdings auch nicht wirklich verallgemeinert werden. Warenförmigkeit wird nicht grundsätzlich infrage gestellt, sondern theoretisch und praktisch umgangen:

  • Schwerpunkt Zirkulation, Verteilung, Umverteilung.
  • Dienstleistungen, „immaterielle" affektive Arbeit.
  • Unmittelbare Gesellschaftlichkeit statt neuer Strukturen.
  • Thema des materiellen Reichtums ersetzt durch psychischen Reichtum, emotionale/ soziale Kompetenz, Spiritualität.

Unverdient versucht dagegen, eine neue gesellschaftliche Struktur, ein heute mögliches Scenario zu beschreiben, um Lust auf ein Verlassen der gegenwärtigen Geldlogik zu machen.

Unverdient wendet sich also eher an Menschen, die sich bisher resignativ mit der herrschenden Logik abgefunden und ihr Standbein dort mehr oder weniger erfolgreich aufgesetzt haben. Sie meinen zwar: so könne es eigentlich nicht weitergehen, sehen aber nirgendwo eine mitreißende Vision. Diese „Zielgruppe“ könnte vielleicht durch einen möglichst anschaulichen und kühnen Entwurf einer besseren Logik und Erfahrungsberichten alltäglicher Fortschritte (in diese Richtung) gelockt/ begeistert werden. Es ginge darum, die Verankerung in der herrschenden Logik als „Standbein", also Opfer, Zwang, aktuelle Notwendigkeit zu begreifen und darüber hinaus zur Entwicklung eines „Spielbeins“ zu ermuntern.

Wichtig: Die beiden Logiken sollten genauestens auseinandergehalten, nicht euphorisch vermischt und als (traurige) Realität anerkannt werden, was heute objektiv oder subjektiv (noch) nicht zu schaffen/ abzuschaffen ist. Problem hier: Praxisdefizit gegenüber der Faszination der Vision. Hauptsächlich Vermittlung: Widerlegung von Vorurteilen, Argumentation. Abgrenzung von rein psychologistischen Ansätzen (Esoterik, positiv thinking usw.)

Uli

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Page last modified on 28.03.2006 19:10 Uhr