Aktuelle Änderungen - Suchen:


++Home++


















WikiHome

Unbedingtes Grundeinkommen heißt:

  • individuell
(bekommt also jeder einzelne auf sein Konto),

  • existenzsichernd
(soll also nicht nur die gröbste Armut verhindern, sondern einen einfachen, aber ausreichenden Lebensstandard garantieren),

  • ohne Bedürftigkeitsprüfung
(bekommt also wirklich jeder ohne jede Einkommens-/Vermögensprüfung),

  • ohne Arbeitszwang
(soll also gerade bewirken, dass niemand gezwungen ist, irgendeine Arbeit anzunehmen- aber jeder KANN darüber hinaus soviel arbeiten (und verdienen), wie er will)


Götz W. Werner: Was bringt ein bedingungsloses Grundeinkommen?

Wovon frühere Generationen in unserem Land nur träumen konnten ist Wirklichkeit geworden: Nie zuvor war eine so gute Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen für die breite Bevölkerung möglich. Wir produzieren insgesamt - wenn auch nicht alle daran ausreichend teilhaben - mehr, als wir verbrauchen können; wir leben also in vergleichsweise paradiesischen Zuständen. Allerdings haben wir noch nicht genügend gelernt, damit umzugehen. Zunächst muss die enge Verkopplung von Arbeit und Einkommen, die die hohe Arbeitslosigkeit mit herbeigeführt hat, neu gedacht werden. Im herkömmlichen, rein erwerbswirtschaftlichen Arbeitsbegriff sind beide scheinbar notwendig miteinander verknüpft. In Wirklichkeit handelt es sich um eine überholte gesellschaftliche Konvention, die wir neu denken können: Das eine ist unser Einkommen, das benötigt wird, um unsere Bedürfnisse durch Konsum befriedigen zu können - und das andere ist unsere Arbeit, durch die wir uns in die Gesellschaft einbringen, um Leistungen für andere zu erzeugen. Die Voraussetzung für einen solchen möglichen Neuansatz ist jedoch ein grundsätzlicher Bewusstseinswandel über unser Verhältnis zur Gesellschaft und die Überwindung herkömmlicher Denkmuster.

  • Der gesamte Text des Vortrags von Götz W. Werner findet sich als pdf-datei hier auf der Internetseite http://www.unternimm-die-zukunft.de von Götz W. Werner.

  • Zum Wikipediaartikel über Götz W. Werner geht's hier.


14 Flausen, die Menschen in ihre Köpfe bekommen könnten,
wenn sie über ein bedingungungsloses Grundeinkommen diskutieren

  • eine neue gesellschaftliche Sichtweise könnte entstehen, weil das bedingungslose Grundeinkommen etwas für alle gleiches ist.
  • gleichzeitig fiele die Schere zwischen arm und reich stärker auf, weil dieses Thema weniger tabuisiert wäre.
  • damit bekäme vielleicht die Diskussion um die soziale Ungleichheit und ihre Berechtigung einen neuen Impuls.
  • Die Logik des Systems könnte angezweifelt werden: Leistet es eigentlich das, was es von sich behauptet ?
  • Der Heiligenschein der „Arbeit“ könnte beschädigt werden.
  • Der formale Leistungsdruck könnte nachlassen.
  • Geld verlöre etwas von seiner Begründungsfunktion („Schließlich werde ich ja dafür bezahlt").
  • man könnte sich weniger leicht hinter seiner (Berufs-)Rolle bzw. Funktion verstecken.
  • Künstler könnten das kreieren, was sie wirklich wollen, ohne auf den Geschmack des Publikums Rücksicht zu nehmen, auf dessen Geld sie sonst angewiesen wären. Ganz neue Kunstformen könnten entstehen, die nicht am Markterfolg ausgerichtet sind
  • Tätigkeiten würden getan, die sich sonst nicht rentieren, aber „trotzdem“ wichtig sind: z.B. typische „Frauenarbeiten“ (Betreuen, unterstützen...usw), Weiterbildung, Forschung, Kreativität, brotlose Künste, Experimente, avagardistische Versuche, neue Lebensformen, Produkte, die keine Chance auf dem „Markt“ haben.
  • Die gesellschaftliche Debatte um sinnvolle, sinnlose und schädliche Tätigkeiten könnte neue Impulse erhalten, wenn es nicht immer nur um (irgendwelche) Arbeitsplätze geht.
  • Die Menschen hätten einen Anlass, über die von ihnen gewählten Lebens-Prioritäten freier nachzudenken und mutigere Entscheidungen zu treffen.
  • Die heute übliche starke Beschränkung von Bekanntschaften auf den Arbeitsplatz (des Mannes) könnte sich erweitern.
  • Die Menschen könnten sich an mehr Eigeninitiative gewöhnen (abgesehen von den Flexibilisierungszwängen des Marktes und der Selbstvermarktung).


Diskussion zum bedingungslosen Grundeinkommen

H.:..."Alle Befürworter des Grundeinkommens haben eines gemeinsam: das grundlegende Prinzip, dass die Vermehrung von investiertem Kapital der Zweck der Ökonomie ist, soll nicht abgeschafft werden. "...

Lieber H.,

die Frage, ob das Prinzip der Geldlogik („Vermehrung von investiertem Kapital“) abgeschafft werden soll oder nicht, ist für die aktuelle Situation leider völlig unerheblich. Darüber gibt es (noch) keinen öffentlichen Diskurs, eine solche Diskussion wird höchstens in kleinsten Kreisen als Geheimprojekt geführt. Und eine Entscheidung für die Abschaffung hätte keinerlei Folgen. Jedenfalls sehe ich weit und breit kein praktisches „Erfolgsmodell", um das es sich zu streiten lohnte und das von vorn herein den Anspruch stellen könnte, anderen überlegen zu sein. Wie immer man sich entscheidet...

...Es geht einfach nichts abzuschaffen...

Damit bleibt für uns alle nur die Frage, ob es Entwicklungen im Kapitalismus gibt, die etwas Bewegung in die allgemeine depressive Lähmung bringen könnten, ob es außer Kritik überhaupt etwas gibt, was neue Perspektiven eröffnen könnte. Und das ist die einzige Frage, über die sich zu streiten lohnt: was spricht bei einer neuen gesellschaftlichen Entwicklung für eine Tendenz, die wir uns wünschen (bei mir: zur Überwindung der Geldlogik) - was spricht dagegen.

Also: überprüfen wir die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens:

1) Dass auch „Kapitalisten“ wie der DM- Drogeriemarkt- Chef Werner zB. dafür sind, ist für mich eine wunderbare Argumentationshilfe. Gibt es irgendeine Chance, das Kapital direkt zu enteignen? Wo ist die kampfbereite Arbeiterklasse, „unser starker Arm“? Glaubst du, dass eine Kriegserklärung an „das Kapital“ irgend jemand in Angst und Schrecken versetzen würde- außer unsere lieben Mitbürger, die verständlicherweise Angst vor dem "Real"-Sozialismus haben? Sie hätte noch nicht einmal die Unterstützung von Leuten, die sich vom Kapital ausgebeutet und von der Erwerbsarbeit gestresst fühlen. Das alte Klassenkampf- Projekt ist einfach out. Etwas Neues kann nur (noch?) durch hochmotivierte aktive Leute aus allen Teilen der Gesellschaft zustande kommen.

2) Für mich ist das faszinierende die Idee der Bedingungslosigkeit, nämlich die Chance, gedanklich aus der Individuallogik des (Neo-)Liberalismus heraus zu kommen, den gesellschaftlichen Standpunkt (wieder) neu einzuführen und damit ein anderes Menschenbild zu entwickeln. Ein charmanter Gedanke, dass auch Merkel und Ackermann dieses Grundeinkommen erhalten würden. Bei manchen Empfängern würde es nicht für ein Abendessen reichen, andere könnten eine ganz neue freie Lebensform darauf aufbauen- jedenfalls gäbe es für alle Anlass, über Gesellschaft, Lebensbedingungen usw. nachzudenken.

3) Überhaupt geht es um den Paradigmenwechsel in der Diskussion: Weg von der öden Frage, wie, wo, von wem usw. Arbeitsplätze geschaffen werden könnten hin zu der Frage, wie wollen wir leben – also durchaus raus aus der herrschenden Logik- eine erste intellektuelle und emotionale Befreiungs- Aktion aus der Geschlossenheit des Neoliberalismus. Was alles damit (noch) NICHT erledigt wäre, wie es tatsächlich finanziert werden könnte (natürlich beruht das Projekt noch dick und fett auf Geld und Markt und Warenförmigkeit) wäre für mich erst das nächste Problem. Die Richtung stimmt jedenfalls für mich- und wie schön, wenn das Thema anfinge populär zu werden- hoffentlich!

4) Ich wäre schon froh, wenn zB. neu diskutiert würden: Leistung, Knappheit, Reichtum, Arbeit, Staat, Selbstverantwortung, Geld...? Wer trägt wie zum gesellschaftlichen Reichtum bei? Was will ich selber? Wie verhalten sich meine individuellen Bedürfnisse zu den Anforderungen der Gesellschaft? usw. usw. Ich sehe mit dem Thema "Bedingungslosigkeit" eine ganz neue Anknüpfung für eine grundlegende "Werte- Diskussion" in der Gesellschaft...

5) In der Reihe AttacBasisTexte ist übrigens ein (teilweise) sehr schönes Büchlein herausgekommen, in dem man einen guten Überblick über die unterschiedlichen Modelle, Motivationen und Schwierigkeiten erhält: "Grundeinkommen: bedingungslos", `AttacBasisTexte 17, VSA-Verlag 2005.

H.: Folgende Fragen stellen sich:

1) Worin soll die Verbesserung der Armenbetreuung bestehen, wenn „Experten“ vorrechnen, dass die Kosten für das Grundeinkommen den Aufwand für das bisherige Sozialsystem nicht übersteigen?

  • - eben im Prinzip der Bedingungslosigkeit. Damit geht es nicht mehr um staatliche Armutsbetreuung, sondern ein (neues) Individualrecht gegenüber dem Staat, also ein Stück Befreiung vom Staat, vom Arbeitszwang, von Kontrolle, Existenzängsten usw. damit Gewinnung von Würde und Selbstbewußtsein.

2) Wem nützt es, wenn der Lohn nur noch Zubrot zur staatlich definierten und finanzierten Minimalversorgung“ ist ?

  • -Allen, die jetzt gezwungen sind, prekäre, entwürdigende Arbeitsverhältnisse einzugehen. Die Position der Ware Arbeitskraft würde verbessert, auch wenn der grundsätzliche Status nicht aufgehoben ist: Immerhin könnte die neue Freiheit auf den Geschmack bringen: überhaupt nicht mehr Ware sein zu wollen...

3) Wieso gilt es als menschenfreundlich, festzustellen, dass „der Reichtum in dieser Gesellschaft ständig zunimmt“, um dann die Bevölkerung mit einer Grundversorgung zu versehen, die „Verhungern und Obdachlosigkeit“ verhindern soll?

  • -Das bedingungslose Grundeinkommen ist KEINE Maßnahme des Staates. Er ist nicht drauf gekommen und wird sich mit Händen und Füßen dagegen wehren. Die Bedingungslosigkeit wird für viele (Politiker, Bürger, Unternehmer...) ein ganz harter Brocken sein. Besonders heftig wird diese Option nach meiner Beobachtung auch von Keynesianern, Traditionsmarxisten (Klassenkämpfern) usw. abgelehnt, weil bei ihnen DIE ARBEIT (Erwerbsarbeit) im Mittelpunkt steht. Deswegen sind ganz neue Koalitionen nötig und vielleicht möglich: offen sein! Übrigens gehen viele Befürworter ausdrücklich von einem existenzsichernden Grundeinkommen aus- also von einer Höhe, die nicht nur vor Verhungern schützt.Und was wäre menschenfreundlich daran, das bedingungslose Grundeinkommen ABZULEHNEN?

4) Und wie kriegt man es hin, dieser Form von staatlicher Elendsorganisation „Sinnstiftung“ und „Befreiung“ zu attestieren?

  • -Das habe ich bereits erwähnt. s.o.

Aber ich habe selber genügend Einwände:

  • 1) Es ist zunächst mal eine Forderung an den Staat (peinlich) und keine neue Struktur von unten.
  • 2) Es beruht auf der Geldlogik, also der Grundlogik des Kapitalismus, es ist auf einen funktionierenden Kapitalismus angewiesen.
  • 3) Es könnte zu verstärkten Abgrenzungstendenzen nach "außen" führen, wenn es zunächst nur in der BRD eingeführt würde.

Diese Probleme müssen mitdiskutiert und dürfen nicht verschwiegen werden. Aber das könnte gerade zu politischem Bewußtsein beitragen.

Uli


kleine linksammlung zum grundeinkommen:

  • was meint attac zum grundeinkommen? auf die attacseite geht's hier.
  • wer oder was ist attac überhaupt? dazu steht in der wikipedia das...
  • die wikipedia erzählt hier über das grundeinkommen.
  • dann gibt es eine netzwerkseite: http://www.grundeinkommen.de
  • und hier nochmal zur seite von götz w. werner: http://www.unternimm-die-zukunft.de
  • eine initiative die sich "freiheit statt vollbeschäftigung" nennt, setzt sich auch für das bedingungslose grundeinkommen ein. gefordert wird das bge dort für alle bürger deutschlands, also explizit nur für deutsche staatsbürger, was meine zustimmung nicht finden kann, träume ich doch von unverdient für alle menschen...aber die richtung find ich grundsätzlich gut.
  • in einer pdf-datei findet sich hier ein ausführlicher finanzierungsvorschlag, bekannt als das sog. "ulmer modell". dazu steht in der wikipedia.

wenn mensch bei google "bedingungsloses grundeinkommen" als suchbegriff eingibt kommen seitenweise treffer, ein deutliches zeichen, dass das thema schwer debattiert wird. hier noch eine letzte seite für klickfreudige :):

und noch ein globaler link zum thema:

moca


ein weiterer link zu einer schweizer seite http://www.initiative-grundeinkommen.ch/content/home. hier finden sich viele aktuelle infos zum thema bedingungsloses grundeinkommen und unter der rubrik "texte" eine umfangreiche kommentierte sammlung mit links zu weiterführenden texten.

moca


zurück zu Projekte

Bearbeiten - Historie - Druckansicht - Aktuelle Änderungen - Suchen
Page last modified on 22.05.2006 14:52 Uhr